Amazon – gut, wenn man es sich selbst mal anguckt
So langsam komme ich wieder in Form. Damit meine ich nicht meine Körperform, sondern die Anzahl der Gratulationsbesuche. In dieser Woche standen wieder ein paar davon an und am heutigen Sonntag durfte ich dann eine nette Zeit mit dem Geburtstagskind bei Sonnenschein im Garten verbringen. Bürgermeisterei ist fast wie Dauerurlaub.
Allerdings muss man sich als Bürgermeister auch mit Problemen beschäftigen. Zu diesen Problemen gehören zum Beispiel verschiedene Immobilien, die auch schon einmal bessere Zeiten erlebt haben und um die sich niemand mehr kümmert. Von solchen Immobilien gibt es ja genug, teilweise sogar in ortsbildprägender Lage. So habe ich ein Gespräch geführt, weil Mieter Hilfe suchen. Dann habe ich ein Gespräch geführt, weil jemand Pläne mit einem Haus hat, die aber überhaupt nicht mit dem geltenden Baurecht in Einklang zu bringen sind. Und dann habe ich Gespräche geführt, weil jemand seine Schrottimmobilie nicht verkaufen will, obwohl sich zum wiederholten Mal die Chance dazu ergeben hat. Das finde ich immer besonderes ärgerlich. Ich habe ja Verständnis dafür, wenn die finanziellen Möglichkeiten fehlen. Mir fehlt aber jegliches Verständnis, wenn dann die Gelegenheiten nicht genutzt werden. Der Grundsatz, dass Eigentum verpflichtet, ist leider nur ein stumpfes Schwert und manch einem Eigentümer ist einfach alles egal.
In Angelegenheiten der VHS Lippe-Ost mussten ein paar Dinge beraten werden. In diesem Jahr ist es etwas schwierig mit den Terminen für Gremiensitzungen. Die neue Legislaturperiode fängt am 1. November an und dann müssen die Räte zunächst einmal die unterschiedlichsten Gremien besetzen. In die Verbandsversammlung der VHS werden Vertreter aus den Städten Lügde, Schieder-Schwalenberg, Blomberg, Barntrup und der Gemeinde Extertal entsandt. Bis das geschehen ist und die Verbandsversammlung arbeitsfähig ist, wird also einige Zeit vergehen. Das zwingt uns dazu, noch kurz vor Ende der alten Legislaturperiode, aber bereits nach der Kommunalwahl eine Sitzung mit der „alten Mannschaft“ zu terminieren. Das ist nicht optimal, aber leider nicht anders möglich.
Mit Amazon habe ich mich in dieser Woche ebenfalls beschäftigt. In Belle und Wöbbel
organisiert sich gegen die Ansiedlung mit den unterschiedlichsten Argumenten Widerstand. Dabei gibt es vor allem Vorbehalte gegen Amazon als Arbeitgeber. Folgt man manchen Darstellungen, dann
könnte man glauben, dass ein Arbeitsplatz bei Amazon unmenschlich und unwürdig ist. Ich sehe tatsächlich auch Verbesserungsbedarf, halte aber Arbeitslosigkeit für deutlich unmenschlicher und
unwürdiger. Wir dürfen übrigens nicht vergessen, dass es auch einen großen Bedarf an Arbeitsplätzen gibt, für die eine nicht so hohe Qualifikation erforderlich ist. Gerade solche Arbeitsplätze
sind mit dem Niedergang von Schieder-Möbel und Hornitex ersatzlos weggefallen und das ist auch der Grund, warum in Schieder-Schwalenberg und Horn-Bad Meinberg die SGB II-Quote
überdurchschnittlich hoch ist. Auch an diese Menschen sollten wir denken. Ein weiteres Argument ist natürlich die Verkehrsbelastung, die mir auch Sorgen bereitet. Allerdings ärgere ich mich auch
darüber, dass hier bewusst oder unbewusst immer wieder mit falschen Zahlen agiert wird. So werden von den Verantwortlichen in Spitzenzeiten 220 LKW-Bewegungen prognostiziert (110 LKW, jeweils An-
und Abfahrt). Aus diesen 220 LKW-Bewegungen werden trotz mehrfacher Richtigstellung gerne mal 220 LKW gemacht, also 440 LKW-Bewegungen. Auch von der Presse wird dies oftmals falsch
übernommen.
Da ich mich mit Meinungen allein allerdings nicht gerne zufriedengebe, sondern Fakten kennen will, habe ich mir persönlich die Situation am Amazon-Logistikzentrum in Werne angeguckt. Das dortige
Logistikzentrum dürfte mit dem geplanten in Belle vergleichbar sein. Ich konnte dort keine ungewöhnlichen LKW-Bewegungen feststellen. Allerdings ist mir aufgefallen, dass einige LKW außerhalb des
Firmengeländes standen und auf eine Abfertigung warteten. Das stellt mindestens für die LKW-Fahrer ein Problem dar (Stichwort: Sanitäranlagen) und muss gelöst werden. Ich hoffe, dass bei den
Planungen entsprechende Lösungsvorschläge gemacht werden.